Ein klagender Ausruf! Oder es mag eine verzweifelt gestellte Frage sein? Versteht man unter „Glück“ doch meist etwas, was von außen nach innen wirkt, was von der äußeren Welt auf den Menschen so einwirkt, dass man sagen kann: „Glück gehabt.“ Glück als ein äußeres, nicht einsehbares Geschehen zu fühlen, scheint jedoch ein schwieriges Unterfangen zu sein. Fühlen geschieht im Innern.
Den Begriff zu durchdenken, ist allerdings eine andere Frage. Es führt in abstrakte, philosophische Tiefen. Immanuel Kant (+1804), ein deutscher Philosoph der Aufklärung, hat dies auf seine Art übernommen und sagt hierzu: „Die Natur hat gewollt: dass der Mensch alles, (…), gänzlich aus sich selbst herausbringe, und keiner anderen Glückseligkeit oder Vollkommenheit, teilhaftig werde, als die er sich selbst, (…), durch eigene Vernunft, verschafft hat.“ („Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht”, 1784).
Kant’sche Worte mögen für heutige Ohren hölzern klingen, zeigen aber auf, dass es aus Sicht der Natur einer Schnapsidee gleichen muss, auf ein Glück zu warten, dass man sich nicht selbst zu erschaffen vermag. Menschen sind unzweifelhaft Teil dieser Natur. Es spricht sozusagen aus sich selbst heraus, etwas dafür zu tun. Also höchste Zeit, sich von dem Dingwort „Glück“ zu verabschieden und sich im eigenen Interesse dem Tun zu widmen.
Sinnvoll wäre demnach zu fragen: Wie fühlt es sich an, „glücklich zu sein“?
Teilnehmer einer Depressionsgruppe (15 Pers.) im mittleren Saarland hatten sich im vergangenen Jahr mit dieser Fragestellung eingehend befasst und beschreiben es so: „Es fühlt sich leicht, warm, beschwingt und fließend an. Wenn ich so meinen Körper spüre, weiß ich, dass ich glücklich bin. Und das geschieht immer mal wieder.“ Stimmig, was die Teilnehmer herausgefunden haben. Finden Sie nicht auch? Wer kennt nicht das Gegenteil solcher Körpergefühle, die sich bei Stress, Angst, Überforderung, Depression oder Trauer einstellen?
Fjodor Michailowitsch Dostojewski (+1881), russischer Schriftsteller, hat in seinem berühmten Romanwerk „Die Dämonen“ uns wissen lassen: „Alles ist gut… Alles. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick…“ (zitiert nach Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, München, 1983)
Jetzt haben wir’s. Vielleicht ist es gar nicht so schwer wie gedacht, sich wieder und wieder im Unglücklich sein, glücklich zu fühlen? Fragen wir doch häufiger einfach mal unseren Körper! Finden Sie nicht auch?