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Verletzt? Enttäuscht?

Verletzt, Verletzung, Enttäuscht, Enttäuschung, Wut
Foto: CC0 Andrej Debus auf Pixabay

Ein bitteres Gefühl, dass sich einstellt und in Körper und Psyche widerspiegelt. Eine seelische Verletzung hinterlässt unweigerlich unangenehme Spuren. Enttäuschung kommt auf. Warum diese Verletzung meiner Person? Wieso wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet? Ja, ich weiß schon selbst, dass ich nicht unfehlbar bin. Möglicherweise habe ich mein Gegenüber ebenso verletzt und das vielleicht schon zuvor. Egal. Warum schlägt es so heftig zurück? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Doppelbotschaften machen mir ebenso zu schaffen. Einerseits freundlich, andererseits dieses herbe Urteilen über mich. Hat denn mein Gegenüber nicht gesehen, wieviel Mühe ich mir gebe? Gibt es denn die Waagschale nicht mehr, mit der sich was ausgleichen ließe?

 

So oder ähnlich klingen vielfach die Wortbotschaften von Menschen, wenn sie innerlich mit Verletzungen, Enttäuschungen, Unverständnis und Wut zu kämpfen haben. Das Ringen um innere Balance hat begonnen. Hin- und hergerissen zwischen dem Ausdrücken der Wut und dem Unterdrücken, wallt die eigentliche Verletzung immer wieder auf. Es droht ein Wechselspiel über lange Zeit. Mal mehr, mal weniger, tritt die Erinnerung an die Verletzung in den Vordergrund. Ein Gedanke genügt bereits und schon ist man mittendrin. Heftig und schmerzhaft kann sich dieses Erinnern anfühlen.

 

Der Sänger Till Lindemann beschreibt es in dem Lied „Wut will nicht sterben“ (1999) in etwa so: „Du kannst, Du willst und wirst nie vergeben und Du verteufelst sein ganzes Leben, treibst in den Wahnsinn von maßlosem Zorn, Vernichtung und Rache…“

 

Wut, Verletzungen und Enttäuschungen können schon sterben, wenn es gelingt, den seelischen Abwehrmechanismen von Wut und Empörung eine Pause oder zumindest eine Art Zeitlupe zu verordnen. In dieser Phase tritt hinter dem Schmerz die Natur der eigentlichen Verletzung hervor. Sie gilt es wahrzunehmen und einer inneren Heilung zuzuführen. Mit Hilfe prozessorientierter Fragen zu den eigenen Gedanken und Gefühlen kann man sich auf einen heilsamen Weg begeben. Ihn braucht man nicht allein zu gehen.

 

Oftmals ist es hilfreich, sich mit anderen Menschen darüber auszutauschen. Menschen, die gut zuhören können und nicht werten oder urteilen, wären vorteilshafte Begleiter. Vielleicht hat man das Glück und eine Begegnung findet unerwartet auf Seelenebene statt. Das Potential von Menschen ist enorm. Das soziale Umfeld abzutasten, ob da jemand wäre, dem man sich öffnen könnte, ist in jedem Fall eine Überlegung wert. Seien Sie auf jeden Fall guter Hoffnung. Es wird sich für Sie lohnen. Gute Gesundheit und gutes Wohlbefinden auf all Ihren Wegen, wünscht Ihnen das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara und Andreas Schlemmer.