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Über die Gegensätzlichkeit menschlicher Natur

Buddha, Statur, Löwenzahn
Foto: CC0

und den Versuch, sie zu vereinen. Erfolg wie Vergeblichkeit inklusive. Wer weiß nicht um die beiden entgegengesetzten Kräfte, die allen Menschen inne wohnen. Eine von ihnen zieht voraus, die andere hält zurück. Die eine sichert das Überleben durch die Beschaffung von allem, was nährt, auf allen Ebenen des Seins. Die andere sichert ab durch Erhalt und Verwertung dessen, was in uns einströmt. Körper und Psyche stehen so im ewigen Wechselspiel von Aufnahme und Abgabe, von Anspannung und Entspannung, von Erregung und Ruhe, aber auch von Stärke und Schwäche.

 

Jetzt im beginnenden Frühjahr sind die vorausschreitenden Kräfte besonders aktiv. Mit ungeheurer Energie drängt das Ruhende und Verborgene in das Licht des Lebens. Pflanzenknollen brechen auf ohne Rücksicht auf ihre zerberstende Hülle. Zartes Grün dringt aus der Dunkelheit der Erde in das gleißende Licht der ersten Frühlingssonnenstrahlen. Löwenzahn durchbricht mit Gewalt die kleinste Ritze. Leben will leben. Das Absichernde hat jetzt vorerst keine große Chance ins Wechselspiel bedeutend einzugreifen. Russisches Roulette um jeden Preis. Es muss voran gehen. Die Natur kennt kein Pardon.

 

Die menschliche Natur wohl doch. Denn jeder kennt das Gefühl der Überforderung. Wenn es zu viel wird im Leben an Tempo, wenn die Eindrücke rasend zunehmen, wenn die Kräfte weniger werden, droht Erschöpfung. Die bremsende Kraft in uns sorgt dafür, dass jetzt erst einmal Verarbeitung ansteht und Erholung. Was steuert diese Rücksichtnahme? Ist es ein Automatismus? Gibt es so etwas wie eine innere Waage? Im autonomen Teil unseres Nervensystems läuft hierzu ein Steuerungsvorgang. Eine Vielzahl von Informationen sorgt in diesem Steuerungssystem dafür, dass durch Regulation ein ausgeglichenes Ergebnis möglich sein wird. Dieses nennt sich Fließgleichgewicht. Es ist nicht starr, sondern solange wir leben, dynamischer Natur. Alle Vorgänge in der Natur unterliegen dieser Gesetzmäßigkeit. Der Mensch hat allerdings eine Bewusstheit dafür. Uns ist bewusst, dass es in uns geschieht. Darin liegt eine große Chance.

 

Der unsichtbaren Zauberhand, die alles in uns steuert, kann man nämlich ihre Arbeit erleichtern. Wenn wir die Kräfte bewusst dosieren, die in die eine oder andere Richtung steuern, werden Extreme weniger häufig einem heftigen Ausgleich unterworfen. Setzen wir doch den unbändigen Kräften des Nachvornestrebens, die manchmal an die Frühlingskräfte in der Natur erinnern, eine Bewusstheit entgegen, die darum weiß, dass einem heftigen Ausschlag in der einen Richtung, ein anderer in uns folgen muss, um weiter am Fluss des Lebens teilhaben zu dürfen.

 

Gutes Wohlbefinden, körperlich wie psychisch, und einen guten Aufenthalt im Fließgleichgewicht des Lebens, wünscht Ihnen das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara und Andreas Schlemmer.