Das alte Leben scheint vergangen. Dennoch wirkt es wie ein Schatten, wenn der Blick sich aufrichtet auf das Neue. Irgendwie ist das alte noch spürbar. Überall finden sich noch Spuren, Reste verblassender Erlebnisse. Ganz und gar abgeschlossen, ohne Vergangenheit sein, gleicht eher einem Traum. Oder einem Albtraum? Ist Auferstehung so möglich, dass das Vergangene überhaupt nicht mehr wahrnehmbar ist? Krise vorüber. Altes Leben vergangen. Aus. Schluss. Weg damit. Keine Erinnerung. Weil Erinnerung Schmerz bereiten könnte? Oder beginnt Neues im Leben, ein neuer Lebensabschnitt, ein neues Leben, damit, dass es sich aus Vergangenem aufbaut? Sozusagen aus Alt mach Neu. Ist da was dran oder ist dies doch nur ein schnöder, öder Spruch, der sich aus altmodischen Zeiten eigenen oder fremden Lebens speist?
Wenn man die Naturwissenschaft befragt, so wird sie zuweilen Auskunft geben mit Antworten der klassischen Physik oder der Biologie. Der Energieerhaltungssatz (Mayer +1878) beispielsweise besagt, dass ein Verlust von Energie in einem geschlossenen System nicht möglich sei. Verbrauchte Energien würden nicht nichtsnutzig verloren gehen, sondern im Neuen aufgehen. Neue Lebensenergien würden sich somit auch aus alten speisen, könnte man in der Sprache der Psychologie sagen. Abspaltungen aus der Erinnerung wären damit nur in der Bewusstheit möglich, während unterhalb der Wahrnehmung sehr wohl Prozesse der Integration abliefen. Vergessen im Sinne eines Auslöschens scheint nicht möglich zu sein. Neues Leben speist sich aus altem. Auch nach der Auferstehung aus einer Lebenskrise.
Mit einem neuen Leben, das sich auch aus alten Elementen speist, klar zu kommen, ist allerdings eine andere Frage. Wie orientiert es sich im Leben am Neuen? Vielleicht braucht es der Rückmeldung, dass das Neue auch gesehen wird vom Vergangenen, damit man sicher sein kann, dass man neu lebt? Bezeugen andere Menschen, dass sie mich als Person jetzt sehen können mit neuen Elementen und Spuren von Vergangenem, so wird es leichter fallen, an das Neue zu glauben. Ein neuer Weg wird einfacher und sicherer zu gehen sein, wenn man sich begleitet fühlt. Nicht alleine sein im Neuen. Das ist es. Zeugen der Vergangenheit sehen das Neue und bestätigen es. Beide Seiten profitieren davon, weil bewusst wird, dass es immer weiter geht. Das Dunkle im Leben mündet in das Helle eines neuen Lebens. Jedem Lebensabschnitt folgt ein neuer. Jede Krise speist ein neues Leben. Erleben Sie es. Dies wünscht Ihnen das Team der Praxis für Psychotherapie, Barbara und Andreas Schlemmer, von ganzem Herzen.