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Loslassen

Loslassen
Loslassen (Foto: CC0)

Wie oft hört man im Leben die Empfehlung: Du musst dies oder jenes einfach loslassen! Es sind Ratschläge von Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern, Arbeitskollegen oder auch anderen Menschen, auf die man trifft, die es im Grunde genommen gut meinen. Sie möchten damit ermutigen, aufmuntern, vielleicht auch belehren, da das weitere Festhalten ungünstig, schadhaft oder unvernünftig sei. Oftmals weiß man das ja bereits selbst. Man spürt es im eigenen Innern, stuft es oft sogar selbst als Hindernis im Leben ein. Es geht z.B. um Gewohnheiten, Situationen, Gedanken, Vorstellungen, aber auch um Menschen, Begegnungen und Beziehungen.

 

Gefühle

 

Und all dies ist mit Gefühlen verbunden. Wenn auch die eigene Vernunft sagt, es sei besser sich davon zu verabschieden, sprechen die Gefühle doch oftmals eine andere Sprache. Gefühle lassen sich nicht in Verstandeskategorien messen. Sie erscheinen häufig sogar unvernünftig und fernab jeder Logik oder Rationalität zu sein. Zu tief sind ihre Spuren in unser Gedächtnis, aber auch ins Zentrum von Freude und Schmerz, von Glück und Furcht, von Belohnung und Bestrafung in unserem Gehirn eingeschrieben, dass sie dort von der Vernunft zu greifen wären. Die Hirnforschung spricht vereinfacht gesagt auch von sogenannten Einbahnstraßen, die eine umgekehrte Fahrweise, z.B. durch die Vernunft im Sinne einer Korrektur, nicht erlauben würden.

 

Vernunft

 

Der Wunsch bleibt allerdings bestehen, dass unsere Gefühle vor der eigenen Vernunft verantwortet sein wollen. Das Leben verlangt es so von uns. Eine Fortentwicklung wäre sonst kaum möglich. Die Umsetzung ist jedoch enorm schwierig. Verlangt Geduld. Oftmals geschieht es erst in der Krise oder wenn der Leidensdruck zu groß geworden ist. Gewohntes aufzugeben, ist schwierig. Es gab wohlmöglich einmal Sicherheit, lenkte ab oder stillte ein Bedürfnis. Diesen Weg zu verlassen und sich auf etwas Neues einzulassen, ist kein einfacher Schritt. Neues ist unbekannt, kann Ängste und Unsicherheiten schüren. Altes ist bekannt. Man kennt sich damit aus, auch wenn es leidbesetzt sein sollte. Eine Zwickmühle.

 

Wurzeln

 

Niemand ist schuld daran, dass er an etwas oder jemandem festklebt. Es sind unsere genetischen Wurzeln, die verhindern leichtfertig etwas aufzugeben, was unserem Überleben einmal diente. Elementar ist dieses Verhalten in der Kindheit. Ein Säugling hat keine Chance, wenn er aus der Liebe und Fürsorge seiner Eltern herausfällt. Deshalb ist die Bindung genetisch angelegt und wird, weil es wichtig ist, hormonell und nicht dem Willen unterliegend gesteuert. Erst im Heranwachsen lernen wir Menschen, auch unter Hilfe von Hormonveränderungen, wie z.B. in der Pubertät, Gewohntes in Frage zu stellen oder gar loszulassen.

 

Fragen

 

Zum Loslassen gehören in der Regel immer zwei Seiten und es scheint entscheidend zu sein, welche Routine sich bei beiden im Laufe des Lebens gebildet hat. Habe ich Training im Loslassen? Konnte sich die Erfahrung damit als langfristiger Vorteil bereits in meinem Leben herausbilden? Oder bin ich Neuling? Anfänger(in) darin? Lässt mich das, was ich loslassen möchte, eigentlich los? Fühle ich mich gar festgehalten? Spielt Angst oder Verzweiflung eine Rolle?  Ist die Situation verzwickt? Kompliziert? Alles miteinander verstrickt in den Fäden des Lebens? Hinterlässt das Loslassen Schmerz, Verletzung, Schuld, Scham oder ähnliches bei mir oder einem Gegenüber?

 

Lösungsansätze

 

Schwierige Fragen, die sich alleine meist schwer lösen lassen. Man steckt selbst als Betroffene(r) zu tief drin. Der Tellerrand ist nicht zu sehen. Geschweige denn ein Blick von außen. In solchen Situationen hat sich bewährt, einen Perspektivwechsel zu wagen. Dies kann gelingen durch eine gute Begleitung auf Augenhöhe mit einer Person seines Vertrauens. Vielleicht hilft auch mal ein Ortswechsel oder ein Herausgehen aus der Situation zur Probe. Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Veränderung herbeizuführen. Was für einen selbst in Frage kommt, lässt sich herausfinden. Seien sie guten Mutes und gewiss.

 

Ihnen allen alles Gute, ein gutes Loslassen von Überholtem im Leben und viele neue, reiche Erfahrungen. Das wünscht Ihnen von Herzen, die Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie.