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Annehmen

Annehmen; Annahme
Foto: CC0

Neben dem Loslassen scheint das Annehmen von dem, was ist, eine weitere schwierige Übung im menschlichen Leben zu sein. Hört sich vielleicht einfach an, zu sagen, ja klar, nehme ich das Leben an,  so wie es ist. Habe ja keine andere Möglichkeit. Genauer hingeschaut, wird aber schnell deutlich, dass es gar nicht so einfach ist. Denn alles, was uns im Leben widerfährt oder was einfach geschieht, wird im Augenblick der Wahrnehmung mit Gefühlen kodiert. Es gibt keine Sinneswahrnehmung, die nicht in Verbindung mit körpereigenen Gefühlen steht. Das Annehmen von Situationen, Verhalten oder Gegebenheiten auf der Ebene des Verstandes ist das eine. Die damit verknüpften Gefühle das andere. Möglicherweise gelangen sie nicht alle ins Bewusstsein. Darüber kann man glücklich sein oder auch nicht. Aber vorhanden sind sie sicherlich.

 

Erfahrungen

 

Gefühle, die sich unangenehm in meinem Innern äußern, womöglich auch noch an ebensolche Körperreaktionen gebunden sind, weisen darauf hin, wie schwer der Weg des Annehmens sein kann. Der Volksmund weist ein großes Repertoire auf an entsprechenden Erfahrungswerten: „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen.“ „Das schlägt mir schwer auf den Magen.“ „Das geht mir an die Nieren.“ „Das treibt mir die Zornesröte ins Gesicht.“ Sicher kennen Sie noch andere Sprüche, die Ihnen in Ihrem Leben auf irgendeine Weise bereits begegnet sind. Allen gemein ist, dass sie von Erfahrungen sprechen, die Menschen mit der Annahme von etwas haben, das bereits geschehen ist.

 

Denken und Fühlen

 

Es stellt sich unweigerlich die Frage, wie man damit umgehen soll. Wie kann ich vermeiden, dass meine Gefühle überhand nehmen und sich vielleicht sogar durch ein Unwohlsein des Körpers zum Ausdruck bringen. Welche Rolle spielt dabei eigentlich mein Verstand? Könnte es sein, dass die Gefühle eher neutral sind, sozusagen lediglich eine Botschaft aus meinem Innern zum Ausdruck bringen und erst die Wertung des Verstandes, dafür sorgt, sie als angenehm oder nicht erscheinen zu lassen? Wenn dies so ist und dafür spricht viel, dann könnte die Lösung des Annehmens von den dem, was ist, möglicherweise darin liegen, einen anderen Umgang mit meinem Verstand zu erlernen. Spielt er die Hauptrolle in meinem Leben? Hat er letztendlich immer das Sagen? Hängt mein Leben wirklich elementar davon ab, was mein Verstand zu verstehen in der Lage ist? Darf es sein, dass etwas vor meinem Verstand unverstanden bleiben darf?

 

Einstellung

 

Annehmen von dem, was ist, ist eine Haltung, die einen im Leben ein großes Stück weiter bringen kann. Sie bedeutet nicht, dass alles gleichgültig wird oder man keine Einstellung mehr zu etwas haben würde. Nicht einer Resignation oder Kapitulation gleich. Nein. Dies wäre zu kurz gegriffen. Annehmen von dem, was ist, setzt an der Wertung und Beurteilung des eigenen Verstandes an. Dies zu verändern, ist für jeden Menschen ein hartes aber lohnenswertes Stück Arbeit. Vielleicht auch Teil der persönlichen Lebensaufgabe. Annehmen, von dem, was ist, setzt eine gute Wahrnehmung als erstes voraus. Oftmals geht es in unserem Leben viel zu schnell. Das Tempo zu drosseln, vom Zeitraffertempo zur Zeitlupe, wäre bereits ein guter Anfang. Sich Zeit zu nehmen, in Ruhe wahrzunehmen. Aufmerksam sein. Neugierig sein, auf das, was geschieht. Staunen, aber nicht sofort bewerten. Entzerren. Entwirren. Von der Autobahn des Lebens wieder zurück auf die einfachen Straßen. Sie wieder befahrbar machen. Entrümpeln. Hindernisse beseitigen. Das Langsame neu erlernen.

 

Übungen

 

Es gibt viele Übungen, die einem erleichtern, sich sowas aufzubauen. Dies geht nicht von heute auf morgen und hilft in der konkreten Situation nicht von gleich auf jetzt. Man würde es sich wünschen, aber es hilft nur das Einüben in der Hoffnung, dass es Früchte tragen wird. Gute Gründe sprechen dafür, dass es gelingen mag. Eine große Reihe von Studien aus dem Bereich von Meditation, Achtsamkeitstraining, Stressreduktionstraining und körperbetonten Verfahren wie Yoga, Reiki, Tai Chi und ähnlichem, belegen dies eindrücklich. Also nur Mut. Geben Sie dem Zauber des Neuanfangs eine Chance. Es wird werden. Nicht sofort, aber bald.

 

Dies wünscht Ihnen von Herzen auch für Ihr Leben, die Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin, und Andreas Schlemmer, Heilpraktiker für Psychotherapie.