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Gerade so, wie es passt

Gerade so, wie es passt: Blogartikel der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin
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Logik ade. Geradlinigkeit, was ist das? Manchmal treffen Menschen Entscheidungen, die alles andere als logisch oder konsequent sind. Sie passen sie vielmehr der Situation an, in der sie sich befinden. Eigentlich klug und von der Natur aus gut eingerichtet. Denn das menschliche Gehirn zeichnet sich geradezu dadurch aus, dass es Plastizität besitzt: Die Fähigkeit, dazulernen und sich fernab der vorgegebenen Instinkte weiterzuentwickeln und anzupassen.

 

Und dennoch können Entscheidungen willkürlich, unlogisch oder gegensätzlich erscheinen. Wenn man sie z.B. in den Vergleich bringt mit dem, was vorher entschieden oder getan wurde. Dient eine Entscheidung einer veränderten Situation, die eine erkennbare Anpassung erfordert, lässt sie sich oftmals nachvollziehen. Ist sie anders motiviert, stößt sie meist auf Unverständnis. Faktenlagen und Sachlage sind aber auch im Kontext der Komplexität der jeweiligen Problematik zu sehen. Und das Verstehen speist sich aus den zur Verfügung stehenden Informationen.

 

Werden diese schließlich als gut bewertet und ist die Schlussfolgerung nachvollziehbar, ist meist alles okay. Wenn es sich anders darstellt, treten Zweifel auf. Vermutet man gar bestimmte Interessen dahinter, wird es schwierig. Denn manchmal gilt es, etwas zu verbergen oder vor dem Mitwissen anderer Menschen zu schützen. Täter oder Opfer verlangen z.B. nach Schutz. Das kann gerechtfertigt sein. Aber auch nicht. Dann, wenn ein solches Interesse nur vorgeschoben ist.

 

Corona, Missbrauch, Instrumentalisierung, Korruption, Vorteilsnahme, Lobbyismus und anderes mehr lassen grüßen. Entscheidungen, Reaktionen, Informationen erscheinen dann oft so, wie sie gerade gebraucht werden. Menschlich scheint dies schon zu sein. Ob es anderen schadet, ob es moralisch gut oder schlecht ist, sind andere Fragen. Aber nicht alles ist Menschen dahingehend bewusst. Unbewusstes, Verdrängungs-und Abwehrmechanismen, aber auch das, was wie eine Taktik aussieht, spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Eine Fabel von Aesop trifft den Nagel auf den Kopf. Da könnte man sich fast schon an die eigene Nase fassen.

 

Gerade so, wie es passt

 

"Wie hässlich du schreist!" sagte der Star zu einem jungen Spatzen.

 

"So habe ich's von meinen Eltern gelernt", entschuldigte sich der Spatz.

 

Als ihn bald darauf das Huhn fragte, woher er denn seine schönen Lieder habe,

 

antwortete er stolz: "Von mir selbst!"

 

(Fabel frei nach Aesop)