Bin ich, wenn ich nicht mehr bin - Ein Physiker entschlüsselt die Ewigkeit

Bin ich, wenn ich nicht mehr bin - Ein Physiker entschlüsselt die Ewigkeit (Markolf H. Niemz) Buchempfehlung der Praxis für Psychotherapie, Barbara Schlemmer, Dipl. Psychologin
Bin ich, wenn ich nicht mehr bin - Ein Physiker entschlüsselt die Ewigkeit (CC0)

Bin ich, wenn ich nicht mehr bin? - Ein Physiker entschlüsselt die Ewigkeit (Markolf H. Niemz, Freiburg, 2013)

 

Eine spannende Frage, die sich manch einem Menschen während des Lebens stellt. Ob Midlife-Crisis, schwere Krankheit, fortschreitendes Alter oder vermeintlich aussichtslose Situation im Leben, die Frage nach dem Danach, rückt irgendwann einmal in den Vordergrund. Das eigene Ich, das sogenannte Ego, fürchtet um sein Fortbestehen und mit ihm oftmals all das, was im Leben vorher aufgebaut und erreicht wurde.

 

Bevor man vorschnell zu einer der standardisierten Antworten aus Religion, Mythologie oder Esoterik greift, lohnt es sich vielleicht, einen Blick in dieses kleine Büchlein zu werfen. Ein Physiker versucht mit rationalem Blick, Antworten darauf und auf andere vielgestellte Fragen zu finden: „Wer oder was ist Gott? … Was ist der Sinn des Lebens? … Wohin gehe ich, wenn ich sterbe?“

 

Vieles bleibt im Leben unbegreiflich, so wie auch die Fragen nach dem Sinn von Leid und Tod oder auch des Warum eines Schicksalsschlages, den eine bestimmte Person getroffen hat. Gottesgläubige fragten dann: „Wo warst du, Gott?“ Anders- oder Nichtgläubige betonten mitunter die Sinnlosigkeit von Leben und zögen ihre Konsequenz daraus, indem sie ihr Leben vielleicht rücksichtslos lebten, „koste es was es wolle“ bzw. nach dem Gedanken: „nach mir die Sintflut.“

 

Markolf H. Niemz geht all diesen Fragen systematisch auf den Grund, um differenzierte Antworten möglich zu machen. Er geht hierzu in eine Art wissenschaftliche Metaebene und schaut sich zunächst die wichtigsten Ergebnisse an aus Evolutionstheorie, Relativitätstheorie, Quantentheorie und Sterbeforschung. Darauf aufbauend wagt er einen erweiterten Blick auf bestehende Begrifflichkeiten wie Gott, Ewigkeit, Seele und Jenseits, um ein Fenster zu einem anderen möglichen Verstehen zu eröffnen.

 

Mutig zeigt er danach auf, warum es aus seiner Sicht, kein Leben nach dem Tod geben kann, aber sehr wohl eines vor dem Tod. Und dieses Leben vor dem Tod verlange deshalb geradezu nach Liebe und Wissen, und weniger nach Habgier und Gewalt. Markolf H. Niemz hält an dieser Stelle ein starkes Plädoyer für ein lebenswertes Leben aber auch wie ein solches gelingen kann.

 

Neben vielen Detailbetrachtungen und Gedanken widmet er sich schließlich der entscheidenden Fragestellung wie sich die Summe aller Teile, wie sich „das Ganze“ verstehen ließe, also das, was war, ist oder sein wird. Durchaus schlüssig versucht er klarzustellen, wie sich Himmel und Hölle, Jenseitskontakte oder auch Wiedergeburt in ihrer Symbolik möglicherweise auf andere Weise verstehen ließen.

 

Der Autor liefert aus seiner Sicht stringente, einleuchtende, überzeugende Antworten, weil er Naturwissenschaft, Spiritualität und Religion auf besondere Weise miteinander in Verbindung bringt. Wobei letztendlich aber auch nur die Erkenntnis bleibt, dass eine Aussage über das „Ganze“ nur vom „Ganzen“ selbst getätigt werden kann. Ein Teil kann nach heutigem Wissensstand keine allumfassende Aussage über das Ganze machen. „Bedingt durch unsere materiellen Sinnesorgane nehmen wir eine von Materie geprägte Welt wahr.“

 

Ein wirklich spannendes Buch für alle Menschen, denen sich diese Fragen im Leben stellen. Bereichernd durch die Klarheit und den wissenschaftlichen Blickwinkel. Menschlich und warm, weil es Wissenschaft verknüpft mit uraltem menschlichem Denken und Fühlen, so wie es in Religion und Mythologie zum Ausdruck kommt. Absolute Leseempfehlung. Allerdings wird man auch nach Lektüre seine eigenen Antworten auf die gestellten Fragen finden müssen. Möglicherweise haben diese sich aber verändert?

 

(Taschenbuch) 199 S.