Stress ist auch nur ein Gedanke
Stress ist auch nur ein Gedanke (Jutta Vogt-Tegen, Köln, 2017)
Wie Recht sie damit hat und dennoch steckt hinter diesem Gedanken ein ganzes Paket an körperlich - psychischen Folgeerscheinungen, die erst einmal aufgeschlüsselt, hinterfragt und betrachtet werden müssen, um dem Stress im eigenen Leben wirkungsvoll entgegentreten zu können.
Und genau das macht dieses Buch. Es liefert eine gute Anleitung dafür mit der Vermittlung des nötigen Backgroundwissens aus Biologie, Psychologie und Therapie, sowie mit der Vorstellung vieler erstklassiger Übungen und zahlreicher praktischer Beispiele.
Zunächst versucht die Autorin sich dem Themenkomplex der Achtsamkeit, des Gewahrseins zu nähern, damit ein jeder Stresserfahrene erlernen kann, auch zu „erkennen, was wirklich ist“. „Stressexperten gehen (nämlich) davon aus, dass es nur ca. 10 % äußere Faktoren sind, die uns täglich unter Strom halten. Die übrigen 90% beruhen auf unseren Gedanken und unserer Haltung, sind sozusagen hausgemacht.“
Darauf aufbauend kann es anschließend um die Vorstellung einer wohlwollenden Akzeptanz dessen gehen, „was wirklich ist“ ("den Streu vom Weizen trennen" - Spruch), um annehmen zu können, „so wie es ist.“ Wenn alles sortiert ist, wirds in der Menge schon weniger und in der Regel alleine dadurch schon besser annehmbar. Damit könnte eine erste wichtige Hürde bereits genommen sein.
Die zweite folgt, denn ein wohlwollender, liebender Blick richtet sich, ihrer Methodik gemäß, nun auf die inneren Anteile, die antreiben und motivieren, aber auch auf die, die eher hinderlich sind oder blockieren. „Es sind die Gedankenmuster, Konditionierungen und Glaubenssätze, die du von klein auf aufgenommen hast, meist aus dem Elternhaus.“ Auwaia!
Danach wird man wohl endlich reif für den Perspektivwechsel, den Blick von außen, aus der eigenen Betroffenheit heraus, und den Blick nach Innen auf den Körper, auf den Ort in dem sich alles abspielt. Dies könnte helfen, dem Phänomen Stress im eigenen Leben eine wirkungsvolle Alternative entgegensetzen zu können. „Die täglichen Herausforderungen relativieren sich, weil du sie mit einer gesunden Distanz betrachten kannst.“
Mit viel Übung und den nötigen Erkenntnissen scheint jetzt ein wichtiger Etappensieg möglich zu sein: Stresslose Momente erleben, wo vorher Dauerstress angesagt war.
Unbedingte Leseempfehlung für Stressgeplagte und Interessierte. Danach sieht man garantiert klarer und steht dem Thema wahrscheinlich offener und verständnisvoller gegenüber, möglicherweise auch weniger hilflos.
(Taschenbuch) 143 S.