Welchen Sinn macht Depression?

Welchen Sinn macht Depression - Ein integrativer Ansatz (Daniel Hell)
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Welchen Sinn macht Depression? - Ein integrativer Ansatz (Daniel Hell, Hamburg, 2006)

 

Oh, auf den ersten Blick eine befremdliche und vielleicht unsinnige Frage. Meint man. Wer in einer Depression steckt, für den mag es zynisch klingen, wenn man dem Leiden einen Sinn abgewinnen soll. Aber lässt man die Frage innerlich für sich zu, sobald man als Betroffener die Talsohle durchschritten hat, kann die Beantwortung der Frage diesen Menschen erheblich weiterbringen.

 

Daniel Hell, ein erfahrener Arzt und Psychiater, fast könnte man sagen, ein alter Hase in Sachen Depression und psychischen Störungen, langjähriger Klinikleiter und Universitätsprofessor, kennt die vielen Seiten einer Depression auch aus seiner Patientenarbeit.

 

Klug stellt er diese Frage, weil alleine mit einem leitlinienbezogenen Vorgehen, depressiven Episoden nicht so recht beizukommen ist. Eine gute Studienlage stellt beispielsweise die Pharmakotherapie bei leichten und mittleren Episoden in ihrer Wirksamkeit in Frage. Eine allgemeine Psychotherapie, nach den zugelassenen Verfahren scheint ebenso in ihrem Erfolg fraglich zu sein. Beiden Methoden wird ein ähnlicher Wirkfaktor bescheinigt.

 

Also gut, dass in diesem Buch nach einem erweiterten Ansatz gesucht wird. Zunächst versucht der Autor dem Wesen einer Depression auf die Spur zu kommen. Hierzu stellt er klare Fragen und liefert deutliche Antworten.

 

Sein nächster Blick gilt dem körperlichen Erscheinungsbild dieser Störung und den möglichen körperlichen (exogen) Ursachen im Sinne einer Erkrankung. Die Biologie der Störung und die Veränderungen in der Körperchemie werden in den Fokus genommen.

 

Psychologische Phänomene und die zwischenmenschliche-Kommunikative Seite der Depression runden die Genese soweit ab, ganz nach dem Vorbild des bio-psycho-sozialen-Entstehungsmodells im Sinne des ICD-10, dass nun in einer neuen Zusammenfassung ein, alle diese Komponenten umfassender, integrativer Ansatz der Therapie beschrieben und abgeleitet werden kann.

 

So gelingt ihm mit seiner Sichtweise ein starkes Plädoyer für eine möglichst personenzentrierte Therapie der Depression frei nach dem Motto C. G. Jungs: „Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz. Tritt sie auf, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat.“

 

Unbedingte Leseempfehlung für Betroffene, Interessierte und Angehörige

 

(Taschenbuch) 272 S.